Das mit dem 'so etwas wie freie Software gibt es nicht' war fuer mich ein wahres Deja-Vu. Es passierte nundar Anfang der 80er auf der Leserkontaktseite von Perry-Rhodan (*1,2,3,4), als ein Leser etwas zu (C64?)-Sharware/Freeware geschrieben hat (*5) - obendrein zum C64, eigentlich fuer mich voellig uninteressant, haette nicht der Leserbriefonkel (einer der Autoren aus in der Redaktion) ganz vehement unter den Brief geschrieben, dass es soetwas natuerlich nicht geben kann, und Softwarekopieren immer ein U(h)rheberrechtsverstoss und boese und sowiso illegal sei.
Ich war so zutiefst empoert (*6), dass ich fast mein natuerliches Phlegma ueberwunden haette und auch einen Brief geschrieben haette. Na ja...
... es liess mich einige Zeit im stillen schaeumen und so 3 oder 4 Wochen spaeter fuehlte sich der Leserbriefonkel auch genoetigt eine Klarstellung abzugeben - scheinbar waren mehr als nur ein paar Erwiederungen auf seinem Schreibtisch angekommen. Aber auch diese Erwiederung las sich recht halbherzig in der attz von 'na ja, es mag ja Shareware geben, aber Kopieren ist eben doch nicht so frei'. Was mich zu der Ansicht brachte, dass Hopfen und Malz verloren sei, und Verlagsinteressen wichtiger sind als Wahrheit.
Nun, das waren die fruehen 80er, auch wenn man von einem SF-Schriftsteller, der ja immer wieder auch Utopien der Freiheit entwarf, erwarten sollte, dass er da etwas bewanderter(*7) sei und es Bemerkt falls Utopien auch Wirklichkeit werden.
Rueckblickend muss ich natuerlich sagen, dass Leute, die sich damals mit freier Spoftware beschaeftigt haben soweit von der Lebenswirklichkeit der Menschen entfernt waren, dass es nicht verwundert das es kein Verstaendniss gab - ich mein, der 'Mann auf der Strasse' hatte ja noch nichtmal eine Ahnung vwas ein Computer war, geschweige denn, dass man Software braucht. Selbst Softwareleute waren sich ja noch nichtmal ueber die Schutzwuerdigkeit von Code einig, und kopieren von Modulen keine Suende, sondern Freundschaftsdienst.
*G*
Wie gesagt, ein 110%iges Deja-Vu.
Gruss
H.
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*1 - Muss so zwischen 1983 und 1985 gewesen sein. Aus historischen Gruenden muss ich das irgend wann doch mal suchen.
*2 - Ich weiss ja nicht in wie weit gut Ihr Euch der grossen deutschen Literatur auskennt, aber bei PR gibt es seit Jahrzehnten eine Leserbriefseite sowie einen dazugehoerigen Leserbriefonkel.
*3 - Aus Computerhistorischen Gruenden muss ich es doch mal suchen.
*4 - Und ja, ich les es immer noch :))
*5 - Ich glaube er berichtete ueber eine Gruendung eines PR-Computerclubs oder so - die wohl totalste Verbindung der damligen Geekszene :)
*6 - Interessanterweise sehr aehnlich wie Ken Starks in seiner Fortsetzung berichtet: "She made, what I considered to be, some amazingly ignorant statements, statements that I felt attacked the very core reason for my existence. It made me much angrier than it should have".
*7 - Auf der anderen Seite sind gerade die Geschichten bei denen tatsaechliches (halb-)Wissen eigebracht werden meist die schlechtesten - wer erinnert sich nicht an Gigantraumschiffe die mit Lochstreifen navigiert werden :)) Ich glaube gute SF ist soche die darauf verzichtet die exakte Funktion zu beschreiben, weil die ungefaere werden wir viel frueher ereichen als es manch ein Schriftsteller sich ertraeumt.
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